8. Landestreffen der sächsischen ICD- und Defi-Selbsthilfegruppen

 

                                       am 14. September 2019 in Chemnitz

 

 Thema: Störbeeinflussungen bei Herzschrittmacher- und ICD-Aggregaten

 

Referent: Diplom-Ingenieur Dominik Stunder, Forscher am „femu“ – Forschungszentrum für Elektromagnetische Umweltverträglichkeit des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin

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Die diesjährige Jahrestagung war das Kontrastprogramm zum vergangenen Jahr. Waren wir im vergangenen Jahr einigermaßen verschreckt von den Vorträgen der Ärzte, denen offenbar nicht bewusst war, dass sie fast alles Defi-Träger vor sich haben, hat uns der diesjährige Referent sehr anschaulich und deutlich aufgezeigt, was der Defi bzw. auch der Schrittmacher kann und verträgt. Als Forscher in der technischen medizinischen Richtung war der Vortrag auch ebenso technisch angelegt.

 

Er begann mit den physikalischen Grundlagen und erklärte den Unterschied zwischen der Beeinflussung in konstanten Feldern und wechselnden Feldern – oder einfacher ausgedrückt zwischen elektrischen, magnetischen oder elektromagnetischen Feldern. In jedem Feld ist die Störbeeinflussung anders.

 

Elektrische Felder finden wir z.B. unter Hochspannungsleitungen oder in der Umgebung von Umspannwerken.

 

Magnetische Felder finden wir z.B. beim Laptop, Staubsauger, Bohrmaschinen, Fön, Wasserkocher.

 

Elektromagnetismus verbreiten z.B. WLAN, Bluetooth, Mobilfunkgeräte, Mikrowellen.

 

Grundsätzlich gilt: je weiter der Abstand, umso geringer wird das Beeinflussungsfeld. Die Faustregel ist: Abstand ca. eine Unterarmlänge (also z.B. nicht beim Bohren gegen die Schlagbohrmaschine lehnen).

 

So muss z.B. auch bei urologischen Eingriffen (d.h. bei genügender Entfernung vom Herzen) der Defi nicht notwendigerweise abgeschaltet, sondern nur die Schockfunktion unterbrochen werden.

 

Noch einmal wurde auf die unterschiedliche Arbeitsweise von Defi und Schrittmacher hingewiesen, d.h. während der Defi zu langsamen oder zu schnellen Herzschlag ausgleicht, kann der Schrittmacher nur zu langsamen Herzschlag stimulieren.

 

Bei der Beeinflussung auf die Implantate unterscheidet man in direkte und indirekte Beeinflussung. Die Titangehäuse der Geräte verhindern eine direkte Einflussnahme auf Defi oder Schrittmacher. Elektromagnetische Felder sind dadurch abgeschirmt. Nur magnetische Felder können eindringen und Veränderungen bewirken. Durch alle Magneten kann z.B. die Schockfunktion ausgeschaltet werden, d.h. es wird dadurch ein Schalter geschlossen. Der Defi gibt dann einen Ton.

 

Auch hier gilt: je weiter der Abstand vom Magneten entfernt, umso geringer die Auswirkungen.

 

Ein Magnet sollte also nicht direkt auf das Gerät gelegt werden. Durch Eingangsbereiche in Kaufhäusern sollte man zügig gehen bzw. nicht im Bereich der Kontrollgeräte stehen bleiben.

 

Indirekte Beeinflussung heißt, es werden im Körper Ströme erzeugt. Bei elektrischen und magnetischen Strömen überlagern diese die Ströme von Implantaten. Hierbei ist jedoch der Empfindlichkeitswert entscheidend für die Stärke der Auswirkung. Dieser ist in den Defi-Ausweisen festgehalten.

 

Hochfrequente elektromagnetische Felder werden vom Körper abgeschwächt. Sie nehmen mit zunehmendem Abstand ab. Dabei sind Defis sicherer als Herzschrittmacher.

 

Insgesamt gilt hier: nach einer Stimulation (oder Beeinflussung) tritt sofort wieder eine Normale ein, d.h. es bleibt nichts zurück, es geht nichts kaputt o.ä.

 

Herr Stunder erklärte sowohl die Empfindlichkeitswerte und auch, was beim Auslesen der Defis passiert. Er nahm sich die Zeit und erklärte auf Wunsch den Ausdruck denen, wer diesen dabei hatte.

 

Im letzten Teil der Veranstaltung erklärte der Referent die verschiedensten Geräte und deren mögliche Wirkung auf Defi- und Schrittmacher-Träger. Eine Tabelle der gängigsten Geräte findet Ihr anbei. Herr Stunder ist ja für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin zuständig. Entsprechend weit gefächert sind seine Forschungen. Sein Anfangs-Credo war: Beeinflussung ist nicht gleich die Verhinderung von Berufen.

 

Fazit der Veranstaltung:

Insgesamt hat er uns die Angst genommen, gängige Haushaltgeräte, Werkzeug- oder sonstige Maschinen zu nutzen.

 

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